Über die zyklischen Veränderungen des Endometriums veröffentlichten Hitschmann und Adler 1908 eine epochemachende Arbeit. Nachdem Schröder 1913 diese nachgeprüft hatte, wies er einige Fehlpunkte auf und berichtigte sie, um dann die heute geläufige Theorie aufzustellen. Seitdem begann man diesbezüglich in intensive Forschungen über die zyklischen Veränderungen nacheinander einzutreten. Zunächst nahmen Untersuchungen vor Stockard und Papaiclova 1917 an Meerschweinchen, Long und Evans 1920 an Meerschweinchen und Ratten, Allen und Doisy 1922 und Zondeck und Aschheim 1926 an Mäusen. Danach wurden diese Untersuchungen von vielen Autoren nachgeprüft. Aber unter den an Meerschweinchen vorgenommenen Untersuchungen gibt es keine Arbeiten, welche sich auf die Gesamtheit der inneren Geschlechtsorgane erstrecken. Besonders wurden die Pars indivisa uteri und die Tuben leider ganz vernachlässigt. Auch was das Uterushorn, in das das befruchtete Ei einzubetten ist, anbelangt, so ist von den zyklischen Veränderungen der wichtigen funktionellen Schicht niemals die Rede. Auch die Beobachtung über den Zyklus selbst ist so ganz ungenügend, dass sogar der den grössten Teil des ganzen Zyklus einnehmende Dioestrus nur sehr oberflächlich behandelt wird. Über die zeitliche Beziehung zwischen dem Ovarialzyklus und dem Zyklus der einzelnen verschiedenen Teile der inneren Geschlechtsorgane scheinen ebenfalls noch keine genauen Untersuchungen zu bestehen. Im Vergleich zu Ratten und Mäusen zeigen Meerschweinchen einen deutlich langdauernden Zyklus. Daher sind sie zu den Versuchen in dieser Richtung besonders gut geeignet. Um die oben angeführten, noch nicht genügend bearbeiteten Punkte klar zu stellen, machte ich mich an eine diesbezügliche Untersuchung. Bei meinen Versuchen wurden geschlechtsreife, weibliche Meerschweinchen, deren Geschlechtszyklus durch die Untersuchung des Scheidensekretes als regelmässig erkaunt wurde, gebraucht. Die Zahl der gebrauchten Tiere betrug insgesamt 81. Was die Einteilung des Zyklus anbelangt, so wurde der gauze Verlauf je nach dem Bestandteil und Aussehen des Scheidensekretes und nach den histologischen Befunden aller Teile der inneren Geschlechtsorgane in folgende 4 Phasen eingeteilt: Dioestrus, Prooestrus, Oestrus und Metoestrus. Weiter teilte man Prooestrus und Metoestrus je in Anfangsstadium, Mittelstadium und Eudstadium. Die längste Phase, der Dioestrus, wurde auf die ersten 14 Tage festgelegt und so beobachtet. Die Untersuchung erstreckte sich auf alle Teile der inneren Geschlechtsorgane und den Scheideninhalt. Das Scheidensekret wurde 3-5 mal täglich zur Untersuchung aufgenommen. Die Ergebnisse der Untersuchung seien in folgender Weise zusammengefasst: I. Dauer des Zyklus. Die Dauer des Zyklus beträgt durchschnittlich 15-31 Tage: Der Dioestrus 13-14 Tage, Prooestrus 4-36 Stunden, Oestrus 4-28 Stunden und Metoestrus 4-23 Stunden. Der Geschlechtszyklus kommt nicht immer regelmässig, sondern nicht selten auch unregelmässig zum Vorschein. Ausserdem kann es schwierig sein, durch die Untersuchungen des Scheidensekretes allein den Zyklus zu beurteilen, da das Scheidensekret sich auch mit dem von der Pars indivisa uteri kommenden vermischen kann. II. Zyklische Veränderung des Scheidensekretes. Im Anfang des Dioestrus finden sich im Scheidensekret geringe Mengen von degenerierten Plattenepithelzellen und mässig Leukozyten. Vom 4.-6. Tage an treten zahlreiche. Schleimzellen auf. Vom 7.-13. Tage an erscheien zahlreiche Leukozyten und einige degenerierte Schleimzellen. Vom 14. Tage an nehmen die ersteren plötzlich ab, an deren Stelle zahlreiche Schleimzellen auftreten. Beim Prooestrus werden hauptsächlich Schleimzellen und beim Oestrus nur Schollen (Verhornungsepithel) nachgewiesen. Beim Metoestrus verschwinden die letzteren und es tritt nur Plattenepithel auf, das aber bald wieder abnimmt. Nur die Leukozyten nehmen allmählich zu. III. Zyklische Veränderung der Scheide. Beim Dioestrus ist die Scheidenschleimhaut am 1.-3. Tage mit hochgradig degeneriertem geschichtetem Plattenepithel bedeckt. Am 4.-5. Tage wandelt es sich plötzlich in 3-8 schichtiges Zylinderepithel um und hypertrophiert stark. Vom 6.-9. Tage an beginnt es wieder zu degenerieren und wird dann allmählich abgestossen. Vom 10.-14. Tage an proliferiert das Epithel wieder bis zu einem 3-10 schichtigen Zylinderepithel.Beim Prooestrus tritt zwischen der Zylinderepithel- und Basalschicht eine Plattenepithelschicht auf. Auf der Oberflächenschicht der letzteren ist eine Verhornung zu beobachten. Beim Oestrus verfällt die oberste Schicht, die Zylinderepithelschicht, in hochgradiger Degeneration und wird dann vollständig abgestossen; infolgedessen wird die darunterliegende Verhornungsschicht blossgelegt. Beim Metoestrus wird die Verhornungsschicht abgestossen und die Plattenepithelschicht blossgelegt. Auch die letztere verfällt in Degeneration, um schliesslich allmählich abgestossen zu werden. IV. Zyklische Veränderung der Portio vaginalis. Die Portio vaginalis zeigt eine fast gleiche zyklische Veränderung wie die Scheide, nur dass bei der ersteren die Erscheinung der Verhornungsschicht hochgradiger ist als bei der letzteren, so dass sie schon beim Mittelstadium des Prooestrus zu einem Teil und beim Endstadium zum grossen Teil blossgelegt wird. V. Zyklische Veränderung der Zervix uteri. Am 1.-3. Tage des Dioestrus ist die Zervix uteri im allgemeinen nur mit einschichtigem Zylinderepithel bedeckt. Jedoch kann man auch eine 2-6 schichtige Anordnung beobachten, deren einzelne Zellen eine hochgradige Degeneration zeigen. Am 4.-5. Tage beginnen plötzlich eine Proliferation und Hyperplasie der Epithelzellen, die dann am 6.-11. Tage wieder degenerieren und allmählich abgestossen werden. Am 12.-14. Tage kommen Schleimzellen zum Vorschein und entwickeln sich bis zu 2-3 Schichten. Im Anfangsstadium des Prooestrus beobachtet man zwischen der Zylinderepithel- und Basalschicht eine Plattenepithelschicht, deren obere 1-2 Schichten eine Verhornung aufweisen. Das Zylinderepithel proliferiert schnell und so deutlich, dass es sich 20-30 schichtig anordnet. Diese Proliferation beginnt im Endstadium des Prooestrus verhältnismässig schnell abzunehmen und wird im Oestrus weiter schwächer. Degeneration wird dabei häufig beobachtet. Diese wird im Metoestrus allmählich stärker, in dessen Endstadium das Epithel zum grossen Teil bis zu einer, zum Teile bis zu 2-6 Schichten abgestossen wird. Die Degeneration wird weiter noch deutlicher, und auch das Plattenepithel verschwindet zum grossen Teil. VI. Zyklische Veränderung des Corpus uteri. Am 1.-3. Tage des dioestrus ist die Schleimhaut mit einschichtigem Zylinderepithel bedeckt, das keine Degeneration zeigt Am 4.-7. Tage wandeln sich die Epithelzellen in Schleimzellen um, die eine leichte Hypertrophie zeigen. Die Drüsen beginnen zu sezernieren. Jedoch zeigt die Tunica propria weder Verdickung noch Wucherung. Am 8.-10. Tage kann man Hyperplasie und Degeneration nicht mehr beobachten. Am 11.-14. Tage erscheinen wieder die Schleimzellen, welche deutlich hyperplasiert sind. Was die Drüsen anbelangt, so sind sie zahlreich und gut entwickelt, sie aber sezernieren nicht. Die Epithelproliferation ist im Anfangsstadium des Prooestrus nicht zu beobachten. Obwohl sich aber im Mittelstadium eine schnelle und hochgradige Proliferation zeigt, so nimmt sie doch schon zum Endstadium hin deutlich ab. Danach wird diese Abnahme allmählich noch deutlicher, und im Metoestrus kann man nirgends mehr Epithelzellen ausser einschichtigem Zylinderepithel nachweisen. VII. Zyklische Veränderung des Uterushornes. Das Uterushorn ist die Einbettungsstelle der befruchteten Eier; infolgedessen ist die hier vor sich gehende zyklische Veränderung am deutlichsten. Hier ist die sich an der zyklischen Veränderung beteiligende Schicht hauptsächlich die funktionelle. Ich teilte die Veränderung in folgende 4 Phasen: 1. Proliferationsphase, 2. Atrophische Phase, 3. Sekretionsphase und 4. Desquamationsphase. Die funktionelle Schicht des Uterushornes zeigt vom Endstadium des Prooestrus bis zum 3. Tage des Dioestrus eine so deutliche Proliferation, dass man eine deutliche Mitoseerscheinung und starke Leukozyteninfiltration beobachten kann. Die Drüsen sind gut entwickelt, aber sezernieren nicht. Dieses Stadium wird als die Proliferationsphase bezeichnet. Am 4.-5. Tage des Dioestrus ist das Uterushorn hochgradig atrophiert. Die funktionelle Schicht ist bis zu 1/10 Dicke in der Proliferationsphase atrophiert. Die Entwicklung der Drüsen ist sehr schwach geworden. Dieses Stadium ist die atrophische Phase. Am 6.-12. Tage, in der Sekretionsphase, entwickelt die funktionelle Schicht wieder eine lebhafte Proliferation und die Drüsen beginnen zu sezernieren. Das Stadium vom 13. Tage des Dioestrus bis zum Mittelstadium bezeichnet man als die Desquamationsphase. In dieser ist die funktionelle Schicht deutlich verdünnt und zeigt auch eine hochgradige interstitielle Blutung und Degeneration, um dann zum Teil abgestossen zu werden. VIII. Wechselbeziehung zwischen den zyklischen Veränderungen der einzelnen Uterusteile. 1) Dioestrus. a. Am 1.-3. Tage sind die Portio vaginals mit einem hochgradig degenerierten mehrschichtigen Plattenepithel, die Zervix uteri mit einem hochgradig degenerierten Zylinderepithel und das Corpus uteri mit einem kaum degenerierten einschichtigen Zylinderepithel bedeckt. Das Uterushorn zeigt den Befund einer lebhaften Proliferationsphase. b. Am 4.-5. Tage wandeln sich die Epithelzellen sowohl in der Portio vaginalis als auch in der Zervix uteri überall in Schleimzellen um und hyperplasieren stark. Es tritt eine 2-6 schichtige Zylinderepithelschicht auf. Im Corpus uteri wandeln sich die Epithelzellen zwar in Schleimzellen um, eine Epithelproliferation aber wird nicht beobachtet. Die Drüsen beginnen zu sezernieren und zeigen den Befund der Sekretionsphase. Dabei weist das Uterushorn eine hochgradige Atrophie auf. c. Am 6.-11. Tage degeneriert die Epithelschicht der Portio vaginalis und Zervix uteri hochgradig und wird allmählich abgestossen. Das Corpus uteri ist mit einem einschichtigen Zylinderepithel bedeckt und zeigt keine Degeneration. Am Uterushorn kann man den Zustand einer deutlichen prägraviden Veränderung beobachten. d. Am 12.-14. Tage wandelt sich das Epithel der Portio vaginalis und Zervix uteri wieder in Schleimzellen um. Dabei hat das Epithel das Aussehen eines mehrschichtigen Zylinderepithels. Auch im Corpus uteri treten Schleimzellen auf, jedoch kann noch keine Epithelproliferation beobachtet werden. Das Uterushorn befindet sich in der Desquamationsphase. 2) Prooestrus. a. Anfaugsstadium: In der Portio vaginalis kommt eine Plattenepithelschicht zwischen der Zylinderepithel- und Basalschicht zum Vorschein. Auch in der Zervix uteri tritt sie auf, ihre oberen 1-2 Schichten sind verhornt und die Zylinderepithelschicht ist sehr deutlich gewuchert. Im Corpus uteri sind zwar die Epithelzellen stark hypertrophiert, zeigen aber noch keine Wucherung. Das Uterushorn befindet sich in einer Desquamationsphase und ist daher mit einer dünnen funktionellen Schicht bedeckt. b. Mittelstadium: In der Portio vaginalis wird eine Degeneration der in der obersten Schicht liegenden Zylinderepithelschicht und in der oberen Schicht des Plattenepithels eine Verhornung beobachtet. In der Zervix uteri beobachtet man nicht einen so deutlichen Unterschied wie im Anfangsstadium. Das Corpus uteri beginnt plötzlich deutlich zu proliferieren, wobei die Plattenepithelschicht keine Verhornung zeigt. Die funktionelle Schicht des Uterushornes verfällt zum Teil in Degeneration und wird kaum abgestossen. c. Endstadium: Die Verhornungsschicht in der Portio vaginalis ist zum grössten Teil blossgelegt, und in der Zervix uteri und im Corpus uteri geht der Proliferationsvorgang ziemlich deutlich zurück. Das Uterushorn tritt in die Proliferationsphase ein und zeigt eine lebhafte Mitoseerscheinung, die funktionelle Schicht ist dagegen noch dünn, und auch die Entwicklung der Drüsen ist noch unvollständig. 3) Oestrus. In der Portio vaginalis ist die Verhornungsschicht blossgelegt, sowohl in der Zervix uteri als auch im Corpus uteri geht der Proliferationsvorgang allmählich zurück, häufig lässt sich auch schon Degeneration beobachten. 4) Metoestrus. In der Portio vaginalis wird die Verhornungsschicht abgestossen; infolgedessen wird die Plattenepithelschicht blossgelegt und dann die Degeneration allmählich höher. Obwobl der Zustand der Epithelschicht im Anfangs- und Mittelstadium im Vergleich zu dem des Oestrus keine grossen Unterschiede zeigt, so wird die Degeneration der Epithelschicht doch, je nachdem es dem Endstadium zu geht, um so hochgradiger. Im Endstadium wird die Epithelschicht zum grössten Teile einschichtig, zum Teil kann sie aber auch mehrschichtig bleiben. Die Degeneration ist in diesem Stadium noch hochgradiger. Das Corpus uteri zeigt im Aufangs- und Mittelstadium keine deutlichen Unterschiede im Vergleich zu dem Oestrus, jedoch ist es im Endstadium fast überall mit einer einschichtigen Epithelschicht bedeckt. Das Uterushorn entwickelt eine hochgradige Proliferation. IX. Die zyklische Veränderung der Tuben. Verf. stellte fest, dass auch die Tuben eine bestimmte zyklische Veränderung zeigen, wenn diese auch sehr leichten Grades ist. 1) Dioestrus: Am 1.-2. Tage sind die Tuben mit einschichtigem Zylinderepithel bedeckt, welches keine Degeneration zeigt. Am 3.-5. Tage wandeln sich die Epithelzellen in die Schleimzellen um, welches etwas hypertrophiert sind. Aber eine Epithelproliferation ist noch nicht zu beobachten. Am 6.-14. Tage wird weder eine Hypertrophie der Epithelschicht noch eine Degeneration beobachtet. Dagegen gehen weder im Infundibulum noch in dem Fimbriae tubae die Epithelzellen in die Schleimzellen über. Infolgedessen hypertrophieren sie niemals. Daher ist keine bemerkenswerte Veränderung nach weisbar. 2) Prooestrus und Oestrus: In alien Teilen wird die Falte deutlich und die Epithelschicht nimmt an Dicke etwas zu; infolgedessen wird die Anordnung der Kerne unregelmässig, wodurch die sog. pseudostralifizierte Anordnung ("Pseudo-stralified arrangement") beobachtet wird. Manchmal kann sich die Epithelschicht zu 2-3 Schichten proliferieren. 3) Metoestrus: Die Epithelschicht nimmt an Dicke ab und es werden zahlreiche Vakuolenbildungen beobachtet. Vom Oestrus an bis in den Metoestrus verändern sich die interstitiellen Zellen der Tunica propria, welche zum Teil ein Deciduazellen ähnliches Bild zeigen. Kurz gesagt, ist die zyklische Veränderung der Tuben am geringsten. X. Zyklische Veränderung der Ovarien. 1) Follikel. a. Dioestrus: Im Beginn des Dioestrus treten nur kleine Follikel auf, welche sich allmählich entwickeln und vergrössern, so dass man nachher mittelgrosse und grosse Follikel finden kann. b. Prooestrus: Die Reifung der Follikel wird fast vollkommen. c. Oestrus: Im Oestrus vergrössern sie sich maximal und enthalten eine grosse Menge Liquor folliculi. Dabei erreichen sie eine vollständige Reifung. Im Endstadium des Oestrus machen einige Graf'sche Follikel eine spontane Ovulation durch-Gleichzeitig mit der Ovulation verfallen jedoch andere Follikel in atretische Verände. rung. d. Metoestrus: Daher kann man im Anfangs- und Mittelstadium des Metoestrus keine Follikel beobachten. Erst im Endstadium kommen kleine Follikel zum Vorschein. 2) Corpus luteum.a. Dioestrus: Im Aufangsstadium des Dioestrus beobachtet man das Corpus luteum im Vaskularisationsstadium, welches am 3.-9. Tage das Blütestadium erreicht. Vom 10. Tage ab beginnt die Degeneration, die dann am 11.-14. Tage allmählich immer hochgradiger wird. b. Prooestrus und Oestrus: Im Prooestrus und Oestrus ist das Corpus luteum deutlich verkleinert und unregelmässig gestaltet. Dabei erreicht die Degeneration ihr Maximum. c. Metoestrus: Im Metoestrus degeneriert es fast vollständig. Aus dem am Ende des Oestrus geplatzten Graf'schen Follikel entstehen frische Corpora lutea des Proliferationsstadiums. Das Mittel- und Endstadium entspricht dem Vaskularisationsstadium. XI. Zeitliche Beziehung zwischen dem Zyklus der Ovarien und dem des Uterus, der Scheide und der Tuben. 1) Zyklus der Ovarien und Uterus. a. Zyklus der Ovarien und des Uterushornes: Das Corpus luteum zeigt in der funktionellen Schicht eine hochgradige prägravide Veränderung. Mit der Degeneration des Corpus luteum geht die prägravide Veränderung zurück und die funktionelle Schicht wird zum Teil abgestossen. Das Follikel zeigt eine deutliche Proliferationsphase und atrophiert deutlich erst dann, wenn die Follikelfunktion verschwunden ist. b. Zyklus der Ovarien und des Corpus uteri: Die Wirkung des Corpus luteum auf das Corpus uteri ist im Vergleich zu derjenigen auf das Uterushorn von weit geringerem Grade und nur vorübergehend. Ohne Epithelproliferation beginnen die Drüsen am 4.-7. Tage des Dioestrus abzusondern, jedoch wird keine Proliferation der Tunica propria beobachtet, wie sie im Uterushorn zu sehen ist. Die Follikel wirken hauptsächlich auf die Epithelzellen ein und verursachen in der Mitte des Prooestrus eine vorübergehende hochgradige Proliferation. c. Zyklus der Ovarien und der Zervix uteri: Das Corpus luteum wirkt auf die anderen Teile des Uterus anders als auf das Uterushorn, und zwar nur auf die Epithelschicht so vorübergehend, dass sie nur am 4.-5. Tage des Dioestrus eine deutliche Proliferation zeigt, um schon nach dem 6. Tage hochgradig zu degenerieren. Auch das Follikel hat eine andere Wirkung als auf das Uterushorn und fördert nur die Epithelproliferation, wobei man in der Tunica propria keine deutliche Veränderung beobachten kann. Denn vom Ende des Dioestrus ab hypertrophiert die Epithelschicht, um im Anfang des Prooestrus eine lebhafte Epithelproliferation hervorzurufen. Dagegen geht schon im Oestrus, wo die Follikel vollständig gereift sind, die Proliferation deutlich zurück, und es wird eine teilweise Degeneration beobachtet. d. Zyklus der Ovarien und der Portio vaginalis: Die Wirkungsweise des Corpus luteum auf die Portio vaginalis ist ganz ebenso wie auf die Zervix uteri, nur dass es am 4.-5. Tage des Dioestrus vorübergehend eine Epithelproliferation verursacht. Die Tunica propria wird nicht beeinflusst. Auch die Follikel wirken proliferationsfördernd nur auf die Epithelschicht, aber nicht auf die Tunica propria ein. Für die Wirkungsweise auf die Epithelschicht ist etwa charakteristisch, dass sie, je nach dem Reifungszustand der Follikel, Verhornung zeigt und mit der vollständigen Reifung der Follikel die Verhornungsschicht bosslegt. Im Metoestrus, wo die Follikel ganz verschwinden, wird die Verhornungsschicht ganz abgestossen. Kurz gesagt, kann man annehmen, dass das Auftreten der Verhornungsschicht nichts anderes ale ein Brunstzeichen ist. 2) Zyklus der Ovarien und der Scheide. Die Scheide machte nicht nur eine fast gleiche zyklische Veränderung durch, sondern steht auch in einer, mit dem Ovarialzyklus gleichen zeitlichen Beziehung wie die Portio vaginalis. 3) Zyklus der Ovarien und Tuben. a. Zyklus des Corpus luteum und der Tuben: Als die Wirkung des Corpus luteum auf die Tuben kann man nur eine am 3.-5. Tage des Dioestrus auftretende Umwandlung der Epithelzellen des Isthmus und der Ampulla in Schleimzellen und eine leichte Hypertrophie der Epithelschicht bezeichnen. Dabei ist eine Epithelproliferation nicht zu bemerken. b. Zyklus der Follikel und Tuben: Im Prooestrus und Oestrus wandeln sich die Epithelzellen des Isthmus und der Ampulla in Schleimzellen um und proliferieren zum Teil bis zu 2-3 Schichten. Die interstitiellen Zellen der Tunica propria zeigen zum Teil ein den Deciduazellen ähnliches Bild. Kurz gesagt, ist die Wirkung des Corpus luteum und der Follikel auf die Tuben von geringem Grade. XII. Zusammenfassung. 1) Alle inneren weiblichen Geschlechtsorgane der Meerscheinchen machen wiederholt eine bestimmte Veränderung durch, die dem Reifungs- und Degenerationsvorgang des Corpus luteum und der Follikel folgt. Das Scheidensekret ist mit der zyklischen Verändernng der Scheide und der Pars indivisa uteri wiederholt einer bestimmtem zyklischen Veränderung unterworfen. 2) Das Corpus luteum hemmt die Follikelreifung nicht. 3) Das Corpus luteum zeigt deutliche Unterschiede in seiner Wirkungsweise je nach den Stellen, den Uterushorn, wo die befruchteten Eier einzubetten sind, und den anderen Stellen: Im Uterushorn beeinflusst es hauptsächlich die funktionelle Schicht und verursacht eine prägravide Veränderung. Mit dem Zurückgehen der Funktion des Corpus luteum tritt die Schleimhaut ins Desquamationsstadium. Im Corpus uteri wird eine Drüsenabsonderung, wenn auch nur eines geringen Grades, beobachtet. In anderen Teilen tritt nur eine vorübergehende Epithelproliferation auf. 4) Die Follikel haben eine ganz gleiche Wirkungsweise wie das Corpus luteum. Im Uterushorn wird eine hochgradige Proliferationsvorgang der funktionellen Schicht beobachtet. In den anderen Teilen kann man eine Epithelwucherung bemerken. In der Tunica propria ist keine deutliche Veränderung nachweisbar. Mit dem Zurückgehen der Follikelfunktion atrophiert das Uterushorn deutlich, wobei man in der Pars indivisa uteri nur eine Epitheldegeneration konstatieren kann. 5) Das Corpus luteum und der Follikel wirken zu verschiedeneu Zeiten voneinander unabhängig: Im Uterushorn verursacht das Corpus luteum am 6.-12. Tage des Dioestrus eine prägravide Veränderung, während die Follikel vom Ende des Prooestrus bis zum 3. Tage des Dioestrus das Bild einer Proliferation hervorrufen. Das Übergangsstadium der beiden Funktionen ist als die Desquamationsphase zu betrachten. Das Stadium, in dem die beiden nicht in Funktion sind, ist die atrophische Phase, two man eine hochgradige Atrophie nachweisen kann. Auch in der Pars indivisa uteri tritt am 4.-5. Tage des Dioestrus durch Funktion des Corpus luteum eine Epithelproliferation auf. Vom Ende des Dioestrus an bis in den Oestrus zeigt die Pars indivisa uteri durch die Follikelfuuktion eine gleiche deutliche Erscheinung. Im Mittelstadium, wo die beiden Funktionen refraktär sind, weist die Epithelschicht eine hochgradige Degeneration auf. Zum Schlusse möchte ich meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. K. Ando, für seine überaus freundliche Leitung und Durchsicht meiner Arbeit meinen herzlichsten Dank aussprechen.