Es ist noch nicht aufgeklärt, was für Einflüsse die Veränderung des Ca-Gehaltes in der Nährflüssigkeit auf die Wirkung des Ephedrins und Mydriatins ausübt, obwohl dieser die Adrenalinwirkung beträchtlich beeinflusst. Daher schien es dem Verfasser von Interrese zu sein, diese Flage zu beantworten, zumal da vom Verf. nachgewiesen ist, dass Ephedrin, Mydriatin und Adrenalin auf die Vasokonstriktoren und Vasodilatatoren je verschieden stark wirksam sind. Die Versuche wurden am Ohrgefäss des Kaninchens mittels Pissemskischer Methode durchgeführt. Die Resultate werden wie folgt zusammengestellt. 1. Die Ca-freie Ringer-Lockesche Lösung bedingt eine Dilatation der Gefässe. Nährlösungen, deren Ca-Gehalt bis auf 1/2 oder 1/4 herabgesetzt oder bis zum 2 fachen des normalen Gehaltes gesteigert ist, rufen keine nennenswerte Veränderung der Gefässweite hervor. Bei Steigerung desselben bis zum 3-6 fachen des normalen Gehaltes wird am Anfang eine Dilatation, später eine Kontraktion beobachtet. 2. Wenn der Ca-Gehalt in der Nährlösung auf 1/2 oder 1/4 herabgesetzt wird, so verstärken sich die vasokonstriktorische Wirkungen des Ephedrins und Mydriatins, wie das bei Adrenalin der Fall ist. Die Schwellenkonzentration verkleinert sich ein wenig, die Gefässkontraktion stellt sich stärker ein und dauert länger als in der normalen Nährlösung. Aber bei höheren Konzentrationen verhalten sich die Wirkungen des Ephedrins und Mydriatins anders als die des Adrenalins. Nämlich, es wird die Wirkung höherer Konzentrationen (0.00002-0.0001%) des Adrenalins durch die Verminderung des Ca-Gehaltes kaum beeinflusst, aber bei höheren Konzentrationen (0.02-0.05%) des Ephedrins wird nicht nur die gefässverengernde Wirkung abgeschwächt, soudern im Anfang wird eine Dilatation beobachtet, während eine solche Dilatation in der normalen Nährlösung nur in sehr hohen Konzentrationen (0.1-0.3%) zu sehen ist. Die Wirkung des Mydriatins wird zwar in mittleren Konzentrationen kaum verändert, aber in sehr hoher Konzentration wird die verengernde Wirkung abgeschwächt, und sogar oft in eine erweiternde umgewandelt. 3. Wenn der Ca-Gehalt in der Nährlösung auf das 2-3 fache gesteigert wird, so wird die verengernde Wirkung der kleineren Konzentrationen der Stoffe geschwächt und die Schwellenwerte werden vergrössert. Die Wirkung der hohen Konzentrationen wird beim Ephedrin nicht nur abgeschwächt, sondern auch oft in die erweiternde umgewandelt, während die des Mydriatins und Adrenalins nur an Stärke reduziert werden. Bei Steigerung des Ca-Gehaltes auf das 6 fache des normalen Wertes werden die Wirkungen der 3 Stoffe noch mehr abgeschwächt. 4. In der Lockeschen Lösung, worin Ca fehlt, werden die gefässverengernden Wirkungen aller 3 Stoffe sehr abgeschwächt, die Schwellenkonzentration etwa um das 3 fache vergrössert. In mittleren Konzentrationen werden auch die Wirkungen der Stoffe abgeschwächt, und beim Ephedrin tritt eine anfängliche Gefässerweiterung ein. In hohen Konzentrationen zeigt Ephedrin stets, und Mydriatin ab und zu, eine anfängliche Gefässerweiterung, während die Adrenalinwirkung nur abgeschwächt wird. Aus diesen Resultaten ergibt sich, dass die Veränderung des Ca-Gehaltes in der Nährlösuug die Wirkung des Ephedrins und Mydriatins im Grossen und Ganzen wie die des Adrenalins beeinflusst. Es ist also die Annahme der früheren Autoren bestätigt, dass eine Abnahme des Ca-Gehaltes die Empfindlichkeit der Sympathicusfasern steigert und eine Zunahme und ein ganzes Fehlen desselben in Gegenteil diese herabsetzt. Aber dieses Gesetz gilt bei Ephedrin und Mydriatin nur in Fällen von unterhalb mittleren Konzentrationen. Bei hohen Konzentrationen wird bei diesen Stoffen, besonders deutlich beim Ephedrin, ein Auftreten der gefässerweiternden Wirkung konstatiert. Dieser Erscheinung scheint bei der Abnahme des Ca-Gehaltes eine Steigerung der Empfindlichkeit der Vasodilatatoren, und bei der Zunahme und beim Fehlen des Ca-Gehaltes eine stärkere Verminderung der Einpfindlichkeit der Vasokonstriktoren zugrunde zu liegen. Jedenfalls tritt die Gefässerweiterung beim Ephedrin konstanter
und deutlicher zutage als beim Mydriatin. Das spricht für die frühere Behauptung des
Verfassers in Bezug auf die Charakteristik der Ephedrinwirkung, dass es auf die hemmenden Sympathicusfasern relativ stärker wirkt, als Mydriatin und Adrenalin.