Durch experimentelle und klinische Untersuchungen hat der Verf. schon festgestellt, dass der Leukozytensturz bei der sogenannten Widalschen Leberfunktionsprüfung sicher mit Leberfunktionsstörung und dem Gallenbestandteile im Blute im einem gewissen Zusammenhang steht. Um nun zu wissen, in welcher Weise die vegetativen Nerven auf die Leukozytenzahl im peripheren Blut wirken, hat der Verf. noch weitere Untersuchungen angestellt und gelangte zum folgenden Ergebnis: 1. Betreffs der Blutkörperchenzahl kann man sagen, dass die Weite der Gefässe, von denen das Blut stammt, und die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes auf die Blutkörperchen- bezw. Leukozytenzahl fast keinen Einfluss ausüben. 2. Ein sympathischer Reiz auf das Kncchenmark hat keinen Einfluss auf die Blutkörperchenzabl im Blute aus dem Kncchenmark. 3. Bei der Reiz des Milzsympathicus kommt eine Vermehrung der Blutkörperchen in der Milzvene vor. Es ist wohl möglich, dass durch die Milzkontraktion bei der Nervenreizung mehr Blutkörperchen in die Vene hineingepresst werden. 4. Atropinisierung oder Durchschneiden beider Vagi ruft nach einer vorangehenden zeitweiligen Verminderung der Leukozyten eine Vermehrung derselben hervor. 5. Zahl der Leukozyten im pripheren Blut vermindert sich durch die Reizung des N. vagus. Diese Verminderung der Leukozyten ist unabhängig von dem arteriellen Blutdruck; auch die Milz hat darauf keinen Einfluss. Sie scheint also eine allgemeine Wirkung des N. vagus auf sein Versorgungsgebiet zu sein. Durch Atropinisierung wird diese Erscheinung unterdrükt. 6. Durch die Vagusreizung wird das Durchströmen der Leukozyten im fliessenden Blut verlangsamt und die Leukozyten haften dicht an der Gefässwand. 7. Es gelang dem Verf. den sog. "Vagusstoff" von Loewi aus dem Herzen und Darmkanal von Kaninchen zu gewinnen. Diese Substanz wirkt auf die Leukozyten wie Vagusreizung. 8. Einige vagotrope Substanzen wie Acetylcholin, Pilccarpin, Extrakt des Kokonwurmes, wirken auf die Leukozyten in gleicher Weise, Acetylcholin aber am stärksten. Kalium chlorid hat keine solche Wirkung. Zusammenfassung. Bei Ausschaltung des herzhemmenden Astes ruft die Reizung des N. vagus eine deutliche Verminderung der Leukozytenzahl im fliessenden Blut hervor. Diese Erscheinung beruht hauptsächlich auf der Wirkung des Vagusstoffes, der auf irgend eine Weise auf die Leukozyten so wirkt, dass das Durchströmen der Leukozyten verlangsamt wird und sie dicht an der Gefässwand haften.