Die Verhältnisse der Giftigkeit von Morphingruppe sind beim Menschen und bei Tieren ganz verschieden, wie z. B. Codein, das praktisch ein mildes Ersatzmittel des Morphins darstellt, am Kaninchen viel giftiger ist als Morphin. Da ein derartiger Unterschied vor allem auf der bei Tieren vorwiegend auftretenden, tetanischen Wirkung dieser Gruppe zu beruhen scheint, so verglichen wir die Giftigkeit einiger verwandter Mittel des Morphins unter Unterdrückung ihrer tetanischen Wirkung, um die Intensität ihrer reinen narkotischen Wirkung, die klinisch bei der therapeutischen Anwendung sowie bei der Vergiftung eine Hauptrolle spielt, experimentell näher festzustellen. Zuerst wurde die Giftigkeit des Morphins, des Codeins und des Dihydroxycodeinons allein verglichen: Danach wirkt Codein am Kaninchen ca. 10 mal und Dihydroxycodeinon ca. 1,5 mal so stark vergiftend wie Morphin. Bei der Maus gleicht etwa Codein an Giftigkeit dem Dihydroxycodeinon, indem die beiden sich als ca. 1,3 mal so stark wirksam erweisen wie Morphin. Die Tiere gehen dabei in der Regel unter Krämpfen zu Grunde. Eine bestimmte Dosis Luminalnatrium (0,15g pro kg Kaninchen, 0,0014g pro 10g Maus) ist imstande, das Kaninchen und die Maus über 10 Stunden in einer tiefen Narkose zu halten, ohne diese zu töten, und somit die Tiere unter Mitwirkung der Morphingruppe zur Atemlähmung zu führen, indem sie die Krampfwirkung der letzteren fast vollständig hemmt. Durch Kombination mit dieser Dosis Luminalnatrium wird mit der Veränderung der Todesursache entsprechend die Reihenfolge der Giftigkeit der geprüften Mophingruppe ganz geändert. Dabei wird die Giftigkeit des Codeins stark herabgesetzt, solche der anderen Giften gesteigert wird. An den beiden Tierarten lassen sich die Gifte somit nach ihrer Giftigkeit in der Reihe abstufen: Dihydroxycodeinon > Morphin > Codein. Aus diesen Ergebnissen ersieht man, dass Codein bei Unterdrückung seiner Krampfwirkung mittels eines bestimmten Narkoticums viel weniger giftig als Morphin wird, weil seine narkotische Wirkung schwächer ist als die des letzteren. Das Verhältnis der Giftigkeit wird somit dem beim Menschen ähnlich. Beim Dihydroxycodeinon ist die Beziehung verschieden. Unter Mitwirkung des Narkoticums wird der Unterschied zwischen seiner Giftigkeit und der des Morphins grösser, was bedeutet, dass es Morphin mehr an der narkotischen als an der tetanischen Wirkung übertrifft. Nach den Versuchen am Kaninchen wurde ferner gefunden, dass bei der Kombination mit einem lähmenden Gifte die tetanische Wirkung des Codeins auf die Atemlähmung, die durch die lähmenden Wirkungen der beiden Gifte hervorgerufen wird, antagonistisch beeinflusst. Da diese tetanische Wirkung des Codeins mit der Dosis an der stärke zunimmt, so verträgt das Tier dabei merkwürdiger Weise eine grössere Dosis von Codein als eine tödliche.