Über Beziehungen zwischen Milzfunktionen und Stoffwechselvorgängen ist es bisjetzt nur wenig bekannt. Ob und wie die Funktionen der Milz nach ihrem Ausfall im Organismus kompensiert werden, ist eine der noch nicht vollständig gelösten Fragen. Darüber sind besonders Ansichten pathologischer Anatomen noch nicht ganz einig. Diese Divergenz hängt wahrscheinlich von Verschiedenheit benützter Tiere ab, indem sie je nach ihrer Sorte verschieden grosse Milz haben.
Ich habe an Kaninchen, welche im Verhältnisse zum Körpergewicht relativ kleine Milz haben, einige Versuche über die Beziehung zwischen Milz und Kohlehydratstoffwechsel angestellt und teile zum ersten folgendes mit. Nach intravenöser Injektion von reinem Traubenzucker (1g pro 1Kg Körpergewicht) ist der Blutzuckerwert (nach Bang'scher neuen Mikromethode gemessen) bei normalen, wie gewöhnlich gefütterten Kaninchen um 15 Minuten nach der Injektion am höchsten und kehrt meist in 1 bis 1 1/2 Stunden zum anfänglichen zurück. Falls man aber vorher, etwa 10 Minuten vor der Traubenzuckerinjektion, Elektralgol (5ccm pro 1Kg Körpergewicht) intravenös injiziert, so steigt der Blutzucker im allgemeinen höher und dieser Zustand dauert länger als sonst, der Blutzucker kommt dabei in 3 Stunden noch nicht zum anfänglichen zurück. Bei Splenektomierten, und zwar etwa in 5 bis 10 Tagen nach der Operation beträgt der Blutzucker in nüchterner Zeit höher und dazwischen ist auch der der intravenösen Traubenzuckerinjektion sich anschliessende hyperglykämische Zustand, sowohl wenn man nur Traubenzucker, als auch wenn man vorher Elektralgol injiziert, viel ausgeprägter als von der Operation. Je nachdem es nach der Operation vergeht, ähneln sich nicht nur der Blutzucker in nüchterner Zeit, sondern auch die übrigen Versuchsergebnisse immer mehr denjenigen vor der Operation. Aus den obigen Resultaten ist es wahrscheinlich, dass Milz eine gewisse Rolle im Kohlehydrathaushalt des Organismus spielt und diese Funktion bald nach dem Ausfall der Milz von anderen übernommen wird.