ID | 30596 |
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Author |
Kuwana, Seiro
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Abstract | 1 . Um die Frage, ob Prazipitin und anaphylaktischer Antikorper identisch sind oder nicht, wird seit alters vielfach gestritten. Zum Zwecke ihrer Losung habe ich sie von der Immunkorperseite und der Antigenseite aus genau studiert. Die minimale Antigenmenge, mit der man bei Kaninchen, die nach dem Prazipitinversuche dieselbe Bindungszone und differenten Prazipitintiter anzeigen, Anaphylaxie erzeugen kann, steht zum Prazipitintiter in umgekehrtem Verhaltnis, und bei Abwesenheit des Prazipitins tritt keine Anaphylaxie ein. Die minimale Antigenmenge, mit der man bei Kaninchen von differenter Bindungszone und von gleichem Prazipitintiter Anaphylaxie hervorrufen kann, steht beinahe in umgekehrtem Verhaltnis zu der Bindungszone. Die minimale Antikorpermenge, mit der man durch die Reinjektion des Antigens an der Bindungszone Anaphylaxie erzeugen kann, betragt bei passiv immunisierten Kaninchen 20 Einheiten, bei aktiv immunisierten 15 Einheiten. Erst wenn das Versuchskaninchen diese minimale Antikorperrnenge besitzt, kann man die geeignete Antigenmenge bei Anaphylaxle scharf bes. timmen, weil nlan mit einer zu geringen oder zu grossen Menge nicht mehr positive anaphylaktische Symptome erzeugen kann ; diese Antigenmenge entspricht der Menge an der Bindungszone oder dem 2-fachen davon. Wenn das Kaninchen noch starker immunisiert wird, so kann man durch Antigeninjektion die Anaphylaxie noch leichter erzeugen, doch muss dabei das Serum des Versuchstieres nach der Prazipitinreaktion mit einer diesem Antigen entsprechenden Verdtinnung bei 15- od. 20-facher Verdunnung des Serums, je nach der Immunisierungsweise, positiv reagieren. Aus oben angegebenen Tatsachen ergibt sich, dass auch bei der Anaphylaxie, wie bei der Prazipitation, eine am starksten reagierende Anigenverdtinnung vorhanden ist, mit anderen Worten, eine Bindungszone besteht ; dass eine Breite der Reaktion nach der Immunkorpermenge und der Antigenmenge auch bei Anaphylaxie vorhanden ist und diese mit der Prazipitinreaktion parallel geht, ein geeigneter Beweis fur die Unitatslehre, namlich die Lehre, dass Prazipitln und anaphylaktischer Antikorper identisch sind. 2. Die Schwankung des Prazipitingehaltes bei dem Versuchstiere nach der Antigenreinjektion ist bei aktiver und passiver Immunisierung nicht glerch Wenn man 2 Kaninchen von gleichem Korpergewicht, von gleicher Bindungszone und von gleichem Prazipitintiter eine gleiche Menge von Antigen reinjiziert, so ist die Abuahnle der Prazipitinmenge bei aktiv immunisierten Kaninchen viel geringer als bei passiv immunisierten. Dieser Unterschied beruht wohl darauf, dass trotz der gleichen Menge des Prazipitins in beiden Sera die an den Korperzellen haftende Prazipitinmenge bei aktiv immunisierten Tieren viel grosser ist als bei passiv imrnunisierten, weil Prazipitin bei der aktiven Immunisierung aus eigener Zellkrafb gebildet wird, und dass es eine grosse Menge von Zellprazipitin gibt, das den Verlust des Prazipitins im Serum nach der Resorption durch die Antigenreinjektion ersetzen kann. Die Prazipitinmenge nach der Antigeninjektiou steht zu der Prazipitinmenge vor der Injektion und zu der reinjizierten Antigenmenge in inniger Beziehung. Wenn man Kaninchen von geringem Prazipitingehalt eine grosse Menge von Antigen injiziert, so bleibt kaum Prazipitin irbrig. Wenn aber umgekehrt das Kaninchen eine grosse Menge Prazipitin besitzt, wird dieses Prazipitin durch die Reinjektion einer kleinen Menge Antigen kaum beeinflusst. Mit Hinsicht auf die Verminderung des Prazipitins nach der Reinjektion sind viele Autoren zu verschiedenen Resultaten gekommen. Wenn man diese bisherigen, sich anscheinend widersprechenden Tatsachen von einern neuen Gesichtspunkte aus betrachtet, namlich, dem Prazipitintiter und der Bindungszone, die die Menge und Eigenschaft des Prazipitins noch geauer anzuzeigen vermogen, so verschwindet jeder Widerspruch, der nur eine Folge der Lucke war, die durch die Bestimmungsmethode des Prazipitins hervorgerufen wird. 3. Es ist allgemein bekannt, dass es zum Zustandekommen der Anaphylaxie nach der Immunseruminjektion einer gewissen Zeitfrist bedarf. Dor und Russ berichteten, dass die starkste Anaphylaxie beim Meerschweinchenversuche infolge Seruminjektion nach 24 Stunden auftrat. Die Untersuchung von Haku stimmt hinsichtlich dieser Inkubationszeit mit dem Bakterienpra zipitin nach Dor und Russ uberein. Meine Untersuchung uber die Inkubationszeit bei Anaphylaxie eines mit der Minimalmenge sensibilisierten Kaninchens zeigte das Resultat, dass zwischen 18-72 Stunden, besonders zwischen 24- 48 Stunden, die geeignetste Inkubationszeit liegt. 4. Uber die Stelle, wo die Anaphylaxie entsteht, gibt es zwei. einander entgegen stehende Anschauungen : die eine ist die Zellulartheorie, die andere die Humolartheorie. In meinem Versuche uber isolierte Darmanaphylaxie habe ich bereits nachgewiesen, dass die Kbrperzelle von selbst, ohne Hilfe der Korperfliissigkeit, Anaphylaxie hervorrufen kann. Die Tatsache, dass das Meerschweinchen fur den Anaphylaxleversuch am geeignetsten, fur die Produktion des Prazipitins dagegen nicht geeignet ist, und dass ein fur das Experiment der Anaphylaxie ungeeignetes Kaninchen fur die Produktion des Prazipitins dennoch am passendsten ist, genugt oft mals, z. B. nach Loewit's und Bayers Anschauung, fur den NaGhweis der Lehre von der Dualitat des Prazipitins und des anaphylaktischen Antikorpers. Weil und Dorr behaupteten, dass ein zirkulierter Antikorper vorhanden sei, sie untersttitzen nicht die Ansicht, dass er sich an der Anaphylaxie beteilige, sondern meinen vielmehr, dass er antianaphylaktisch wirke, und kommen von der Zellulartheorie zur Unitatslehre. Nach meinem Versuche Wurde bei einem an Prazipitin reichen Kaninchen mit einer geringeren Menge von Antigen Anaphylaxie hervorgerufen als bei einem Kaninchen, dessen Prazipitingehalt gering war. Aus der Tatsache, dass eine grosse Menge von Prazipitin, d. i. anaphylaktischer Antikorper, nach der Anaphylaxie im Blute noch ubrig bleibt, kann man mit Recht auf die hemmende Wirkung des Serumprazipitins auf die Anaphylaxie schliessen. Auf Grund der Tatsache, dass, je grosser der Prazipitingehalt des Blutes ist,, umso mehr die Reaktion mit einer kleinen Menge von Antigen auftritt, scheint mir die Korperfltissigkeit in inniger Beziehung zur Anaphylaxie zu stehen. Dieser Ansicht sind auch Manwaring24) und Kusama ; die Annahme der humoralen Theorie neben der zellularen ist mir zur Erklarung der Anaphylaxie am passendsten. 5. Betreffs des Wesens der Antianaphylaxie (durch Injektion einer kleinen Menge von Antigen) sagte ich bereits anlasslich meines vorangehenden Experimentes am isolierten Darme, dass es sich um nichts anderes handle, als dass der Antikorper im sensibilisierten Tieye durch Injektion der geeigneten Menge des anaphylaktischen Antigens in einem gewissen Grade neutralisiert wird. Bei dieser Neutralisierung muss man, wie mein Versuch am Kaninchen zeigt, in der Weise vorgehen, dass man die zur Desensibilisierung notige Antigenmenge nach der Verdunnungsmethode des Prazipitins bestimrnt (die grosste Antigenmenge, durch die keine Anaphylaxie hervorgerufen wird), indem man nach Ausfuhrung der einmaligen oder mehrmaligen Desensibili sierung mit dieser Grenz-Antigenmenge die Prazipitinmenge im Serurn unter die Reaktionsschwelle fur Anaphylaxie vemnindert, d. h. den Prazipitintiter bei aktiv immunisierten Kaninchen zu 15 Einheiten, bei passiv immunisierten Kaninchen zu 20 Einheiten herabsinken lasst. Gestutzt auf die oben angegebenen Befunde glaube ich fur die Fniedberger- und Dorrsche Anschauung uber die Neutralisierung des Prazlpitins einen experimentellen Nachweis und eine tragfahige Basis fur die Unitatslehre von den beiden AntikOrpern gegeben zu haben.? |
Amo Type | Article
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Publication Title |
Arbeiten aus der Medizinischen Universität zu Okayama
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Published Date | 1931-04
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Volume | volume2
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Issue | issue3
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Publisher | Medizinische Universitat Okayama
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Start Page | 436
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End Page | 470
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NCID | AA00508452
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Content Type |
Journal Article
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language |
German
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File Version | publisher
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Refereed |
True
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NAID |