Bei Versuchshunden, welche nach der Transplantation einer Niere in die Halsgegend läangere Zeit gesund am Leben behandelten wurden und welche die eingepflanzte Niere physiologisch in normale Funktion setzen konnten, wurde auch die züruckgelassene normale Schwesterniere exstirpiert, um quantitative Schwankungen von Ammoniak, Harnstoff und Härnsaure sowohl im Blut als auch im Harn nach und vor der Exstirpation der Schwesterniere festzustellen. Andererseits wurden die Schwankungen der genannten Substanzen im Blut auch bei nierenlos gemachten Hunden beobachtet. Ausserdem wurde die eingepflanzte Niere histologisch untersucht. Die Ergebnisse waren wie folgt: I. Bei weiblichen Hunden wurde die linke Niere in die rechte Halsgegend verpflanzt und in Funktion gesetzt. Ungefahr ein Jahr danach wurde auch die Schwesterniere aus dem Bauch-herausgenommen, um Veränderungen der Funktion der in den Hals eingeplanzten Niere und quantitative Abweichungen der Blutbestandteile zu untersuchen. Daraus ergab sich: 1) Unmittelbar nach der Exstirpation der Schwesterniere: Harnbefund: "alkalisch", die Eiweissreaktion schwach positiv, Harnmenge nahm ab, Ammoniak im Harn nahm beträchtlich zu, Harnstoff verringerte sich, Harnsäure zeigte eine Zunahme. Das Verhältnis war also wie NH3:Ur:Ur=1:26,7:3,5 Blutbefund: Ammoniak des Blutes wies keiue Veränderungen auf, Harnstoff zeigte die Tendenz, etwas zuzunehmen, ebenso Härnsaure: also NH3:Ur:Ur=1:297:11,1 2) 40 Stunden nach der Exstirpation der Schwesterniere: Harnbefund: "stark alkalisch", ausgeschiedene Harnmenge nahm zu, Ammoniak nahm in beträchtlichem Masse zu, Harnstoff vermehrte sich stark, Harnsaure neigte sich abzunehmen; also
NH(3):Ur:Ur=1:39,4:1,2 Blutbefund: Ammoniak vermehrte sich in verschwindend kleinem Masse, Harnstoff nahm intensiv zu, Harnsaure nahm annähernd bis zum Normalwert ab; also NH(3):Ur:Ur=1:478,1:3,3 Die Konzentration der betr. Sucstanzen im Harn und Blut verhielt sich wie NH(3) 1:151 Ur 1:12,4 Ur 1:48 Daraus ist zu ersehen, dass der Harnstoff im Blut sn Konzentration am meisten zunahm. 3) 40 Stunden nach der Exstirpation der Schwesterniere wurde die verpflanzte Niere funktionell herabgesetzt, indem sie nach der Injektion von Phenolsulfophtalein Farbstoffe nur bis zu 15% und den Harn in einer Stunde 13ccm ausschied. 4) Nach der Exstirpation der Schwestcrniere fehlte den Versuchstieren Appetit gänzlich, sie nahmen weder Futter noch wasser auf und verendeten nach Ablauf von 50 Stunden. II Quantitative Schwankungen der Blutbestandteile bei nierenlosen Hunden: 1) Ammoniak nahm im Endstadium in geringer Menge zu. 2) Harnstoff nahm allmahlich zu und zwar in starkem Masse. 3) Harnsäure nahm etwas ab oder blieb unverändert. III. Histologische Befunde der verpflanzten Niere: 1) Bei den Versuchstieren, die mit der in den Hals eingepflanzten Niere und der im Bauch verbleibenden normalen Schwesterniere ca. 1 Jahr am Leben blieben und 50 Stunden nach der Exstirpation der Schwesterniere verendeten, liessen sich im Bereich der Rinden substanz Schwund oder Atrophie eines Teiles der Härnkanalchen, Verdickung der Glomeruli, Schrumpfung der Glomeruluskapsel resp. Übergang derselben zum Bindegewebe, Infiltration der Glomeruli des interstitiellen Bindegewebe, der Lymphzellen der Gefässumgebung, der Monozyten und die hyalinen Zynlinder der Henleschen Schleifen feststellen. Im Mark wurden keinc erheblichen Veränderungen beobachtet ausser einer an einzelnen Stellen stattfindenden Wucherung der interstitiellen Bindegewebe und Atrophie der Harnkanälchen.