Vor kurzem hat Karl Görnitz angegeben, dass Gantharidin auf eine Art von Insekten wie ein Insektengift, auf andere aber wie ein Anlockungsmittel wirkt. Der Verf. hat eine Nachprüfung dieser Beobachtung vorgenommen. Zu diesem Zweck hat er zunächst eine 0.1% ige Lösung von Cantharidin mit dem pH Wert von genau 7 hergestellt, indem er die Krystalle von Cantharidin im destillierten Wasser mit Natrium causticum aufgelost hatte, Danach stellte er folgende Untersuchungen an: 1) Als er diese Lösung auf einige Arten von Insekten (Platypleura kaempferi und Rhomborrhina japonica) wiederholt gestrichen hatte, wurde die Bewegungsfähigkeit dieser Insekten allmählich herabgesetzt, Krämpfe traten anfallsweise an den Beinen auf; die aufgetretene Lähmung wurde allmählich immer stärker und nach 3 oder 5 Stunden starben die Insekten schliesslich. 2) Es wurde beobachtet, dass zu den Gegenständen, denen die Cantbaridin-lösung anhaftete, oder zu den Gefässen, worin noch etwas von der Lösung züruckblieb, viele Fliege (Drosophila virilis) geflogen kamen, um diese Lösung anscheinend aufzusaugen. Obgleich das Verfahren von dem Görnitzschen verschieden war, stimmten die oben genannten zwei Ergebnisse der Untersuchungen mit den seinigen überein. Karl Görnitz jedoch hatte in seinem Bericht nicht bemerkt, dass die Fliege vom Gantharidin angelockt wurden. Darum dürte der Verf. wohl betonen, dass er hier eine neue Beobachtung gemacht hat. 3) Wenn man diese Lösung auf die Schwimmhaut des Frosches träufelte und sie mikroskopisch beobachtete, so erkannte man, dass die Kapillaren der Schwimmhaut 11/2 fach breiter wurden als unter normalen Bedingungen. Das hatte zur Folge, dass eine beträchtliche Rotung infolge der Gefässerweiterung auftrat. 4) Als der Verf. diese Lösung auf eine Froschniere träufelte und dann den Glomerulus mikroskopisch beobachtete, erkannte er, dass der Glomerulus enorm mit Blut überfüllt wurde. Man konnte deshalb nicht nur denjenigen Glomerulus, welcher vor dem Träufeln bereits sichtbar war, deutlicher erkennen, sondern auch den, der vor dem Träufeln nicht erkennbar war. Es stellte sich heraus, dass Cantharidin auf den Nierenglomerulus eine starke erweitrunde Wirkung ausübt. 5) Wenn man diese Lösung auf das Herz des Frosches wirken lässt und die Herz. aktion auf ein Kymographion überträt, so konnte man feststellen, dass ein Herz, falls es sich in einer diastorischen Periode befand, in den Zustand des Tonussteigerung überging, die mittels Atropin nicht beseitigen konnte. Daraus kann man schliessen, dass das Cantharidin ein Herzgift ist und zwar seine Wirkung direkt auf Herzmuskel ausübt, ohne dabei auf den N. vagus zu wirken. 6) Der Verf. hat auf Menschenhaut durch Anstrich von Unguentum vesicans fortius die Blasen hervorgerufen lassen und den osmotischen Druck des Exsudates, das den Inhalt der Blasen bildet, durch die Anwendung vom Beckmannschen Thermometer kryoskopisch gemessen. Dabei hat er auch den osmotischen Druck des Menschenblutserums als Kontrolle auf dieselbe Methode berechnet. Die Ergebnisse waren, dass der osmotische Druck des Exsudates 10.7 Atm und der des Blutserums 7.3 Atm betrug. 7) Der Verf. hat Unguentum vesicans fortius und Oleum sinapis auf die Haut von Kaninchenköpfen gestrichen und aus dieser Haut mikroskopische Präparate hergestellt, um den Unterschied zwischen den beiden Hautreizmitteln, nämlich dem Cantharidin und dem Senf bei ihren Wirkungen auf die haut hervorgerufene pathologisch-histologische Veränderung zu beobachten. Beide Mittel haben zwar Entzündungen hervorgerufen, die aber nur graduell verschieden waren; die Entzündungen traten viel stärker beim Unguentum vesicans fortius auf als beim Oleum sinapis, so stark, dass die Haut nach
einigen Stunden nekrotische Veränderungen erfuhr, während die Entzündungen beim Oleum sinapis nur oedematöse Ansch wellung zeigten.