Im Jahre 1935 von Dr. Domagk vergestellter Mittel aus Sulfonamid "Prontosil" anerkannt allmählich in weiteren Kreisen, dass es als Bakterienbekampfer hervorragend wirkt und gegen eitrige Erkrankungen äusserst wirksam ist. Auch in unserem Lande hat man seither mehrere Arzneien hergestellt, die dem Prontosil nahe stehen; die Nebenwirkungen dieser Mittel sind schon vielen Autoren genau untersucht worden. Unter denen über die Wirkung gegen den Zellen unseres eigenen Körpers z.B. Leukozyten, Spermatozoen u.s.w. muss man besondere Rücksicht nehmen. Neulich haben A. Jaubert und Charles Motz ihre Erfahrungen veröffentlicht und berichtet, dass sie den Tripperkranken, an denen sie das Sulfonamid-präparat anwandten, eine beträchtliche Verringerung der Spermien und häufige Veränderungen der Spermienform sowie auch hemmende Wirkungen gegen die Bewegung der Spermien beobachtet haben. Daraus haben sie geschlossen, dass das Mittel auf die Spermatogenese eine giftige Wirkung ausübe, und die Bemerkung hinzugefügt, dass beim Gebrauch dieses Mittels grosse Vorsicht und Sorgfalt erforderlich sei. Um die Frage festzustellen, ob das Prontosil wirklich auf die Spermien schädliche Wirkungen ausübt, hat der Verf. bei den Ratten experimentelle Untersuchungen angestellt. Als Vergleichsmittel hat er Chininum hydrochloricum und Kalium cyanatum angewandt. Zur Untersuchung hat der Verf. an den ausgewachsenen männlichen Ratten den Sch wanzteil des Nebenhodens aufgeschnitten und Sperma daraus entnommen, welche er die bereits verfertigte 0.7% ige physiologische, schwach alkalisch gemachte Kochsalzlösung zusetzte und ruhig umrührte, um die gleichmässige Emulsion zu machen. Diese Sperma-Emulsion hat der Verf. in einer Thermoflasche in der Temperatur von 20°C bis 25°C aufbewahrt, die dann alle 10 Minuten unter dem Mikroskop untersucht wurde. Dabei konnte der Verf. feststellen, dass die Spermien ungefähr 6 bis 8 Stunden noch lebhaft bewegten. Diese schwach alkalische Emulsion machte der Verf. zur Stamm, in die er dann Prontosil, Chininum hydrochloricum. oder Kalium cyanatum in verschiedener Konzentration auflösen liess, um Versuchslösungen herzustellen. In diesen Versuchslösungen hat der Verf. die Zeitdauer bis zum Stillstehen der Spermien mit der Hilfe eines Mikroskops gemessen. Die Ergebnisse waren wie folgt: 1) 0.1% ige Lösung mit dem Prontosil wies keinen wesentlichen Unterschied im Vergleich mit der Stamm auf. 2) 0.5% ige Lösung mit dem Prontosil wies auch keinen wesentlichen Unterschied im Vergleich mit der Stamm auf. 3) 1% ige Lösung mit dem Prontosil wies auch keinen wesentlichen Unterschied im Verglgich mit der Stamm auf. 4) 0.01% ige Lösung mit dem Chininum hydrochloricum beraubt der Spermien innerhalb 270-370 Minuten ihre Beweglichkeit. 5) 0.05% ige Lösung mit dem Chininum hydrochloricum beraubt Mer Spermien innerhalb 180-190 Minuten ihre Beweglichkeit. 6) 0.1% ige Lösung mit dem Chininum hydrochloricum beraubt der Spermien innerhalb 30-40 Minuten ihre Beweglichkeit. 7) 0.2% ige Lösung mit dem Chininum hydrochloricum beraubt der Spermien sofort ihre Beweglichkeit. 8) 0.1% ige Lösung mit dem Kalium cyanatum beraubt der Spermien innerhalb 100-150 Minuten ihre Beweglichkeit. 9) 0.5% ige Lösung mit dem Kalium cyanatum beraubt der Spermien innerhalb 10-20 Minuten ihre Beweglichkeit. 10) 1% ige Lösung mit dem Kalium cyanatum beraubt der Spermien sofort ihre Beweglichkeit. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass unter den drei Mitteln Chininum hydrochloricum den Spermien gegenüber an Giftigkeit am stärksten ist, Kalium cyanatum weniger stark und das Prontosil in gennanten Konzentration fast keine Giftigkeit besitzt. Vor kurzem hat Norris J. Heckel die Anzahl der Spermien bei den Kranken vor und nach der Abgabe des Sulfonamidmittels vergleichend untersucht und keinen nennenswerten Unterschied gefunden. Daraus zog er den Schluss, dass das Sulfonamidmittel keine störende Wirkung auf die Spermatogenese ausübt. Sein Bericht stimmt mit dem Untersuchungsresultat des Verf.s völlig überein. Es ist wohl bekannt, dass das Chinin ein starkes Protoplasmagift ist, und übt daher in schwacher Konzentration zelltötende Wirkung nicht nur auf Mikroorganismen, sondern auch auf die höheren Tiere aus. Die Wirkung ist aber je nach der Zellarten höchst schwankend. Die. Untersuchung des Verf.s ergab, dass das Chinin den Spermien gegenüber in hohem Grade toxisch ist. Daher ist das Chinin als ein empfängnisverhütendes Mittel sehr trefflich. Es ist sehr merkwürdige Tatsache, dass das Kalium cyanatum, welches im allgemeinen als ein ausserordentlich schädliches Mittel angenommen ist, viel weniger giftig als das Chinin ist.