Bei Aorteninsuffizienz, Beriberi, Sportherz, Morbus Basedowi, Anämie, Fieberung oder Körperbewegung gehört die Beobachtung der Pulscelerität, besonders ihrer Erhöhung, zum täglichen klinischen Untersuchungsvorgange. Die Ursache der Pulscelerität kann als centraler oder peripherischer Natur unterscheidet werden, aber die Herabsetztung des Minimaldrucks und die Zunahme der Pulsamplitude haben eine gemeinschaftliche Ursache. Die Ursache der Pulscelerität bei Aorteninsuffizienz, die einen hohen Maximaldruck und stark herabgesetzten Minimaldruck aufweist und ausserdem das Musset'sche Symptom, Wasserhammerpuls sowie Kapillarenpulsation und den Cruralton darbietet, liegt central d. h. sie liegt in der Beschaffenheit der Aortenklappen. Die Herabsetzung des Minimaldrucks und das Erscheinen des Cruraltones bei Beriberi, Anämie sowie beim Sportherz und Morbus Basedowi u. a. m. sind peripherisch verursacht, d. h. die Ursache liegt in der Erschlaffung der peripheren Blutgefässe, die mit der Funktionssteigerung des Herzens mitwirken. Das “Poplitealphenomen” ist eine einfache Erscheinung, die wir während der täglichen Krankenuntersuchung zu beobachten die Gelegenheit haben. Es kommt dann zum Vorschein als eine pulsatorische Bewegung der Fussspitze des oben gelegten Beines, wenn der Kranke mit aufeinander gelegten Beinen auf dem Stuhl sitzt. Dieses Phenomen ist zwar auch bei Gesunden zu beobachten, aber nur sehr schwach, während in pathologischen Zuständen, die die Herabsetzung des Minimalblutdrucks begleiten, tritt diese Pulsatorische Bewegung stark auf und sie steht in einer innigen Beziehung zu der Zunahme der Pulscelerität. Als der Verfasser noch an der Marine-Medizinischen Schule und in dem Tsukiji-Krankenhause zu Tokio als Student beschäftigt war, unternahm er systematische Untersuchungen solcher Popliteogramme. Das Untersuchungsmaterial bestand aus Gesunden, Sportleuten und Kranken, die an verschiedenen Krankheiten litten, insgesammt einige Hunderte Beobachtungen. Das Resultat war ziemlich interessant und lässt sich folgend zusammenfassen. 1) Das Poplitealphenomen bei Aorteninsuffizienz verzeichnet von allen Krankheitszuständen die grösste Excursionsweite und eine eigenartige Form, so dass es mit Vorteil zur Diagnose dieses Krankheitszustandes angewendet werden kann. Die Steigerung des Poplitealphenomens hat denselben diagnostischen Wert wie das Musset'sche Symptom. 2) Das Poplitealphenomen bei Beriberi, wenn es sich um starke Herabsetzung des Minimalblutdrucks handelt, erscheint immer stark. Seine Stärke nimmt mit der Erleichterung der Krankheitssymptome allmählich ab. Ein schwaches Poplitealphenomen bei leichter Beriberi kann manchmal durch Belastung der Körperbewegung verstärkt zum Vorschein gebracht werden. 3) Das Poplitealphenomen bei Sportleuten, die mit dem eigentlichen Sportherz belastet sind und einen herabgesetzten Minimalblutdruck aufweisen, erscheint nur mittelmässig stark, was eine diagnostische Bedeutung für diesen Zustand hat. 4) Bei Hypertonikern mit grosser Pulsamplitude tritt das Phenomen nicht sehr stark auf, vorausgesetzt, dass keine Herabsetzung des Minimaldrucks besteht. 5) Bei Anämie hängt die Stärke des Poplitealphenomens viel von den Krankheitssymptomen ab und im Verlauf der Behandlung nimmt die pulsatorische Fussspitzenbewegung mit dem Aufstieg des Hämoglobingehaltes an ihrer Excursionsbreite allmählich ab. 6) Beim Morbus Basedowi, bei Fieberung oder Körperbewegung, mit hörbarem Cruralton, verstärkt sich das Phenomen nur mittelmässig, um nach der Erholung zur Norm zu sinken. 7) Die besprochene Erscheinung tritt auch bei Gesunden natürlich nur schwach auf und zwar bei Männern stärker als bei Frauen. 8) Das Poplitealphenomen kann als ein physiologisches Phenomen betrachtet werden und dessen Verstärkung über Norm ist ale ein Pathologischer Zustand auzusehen, der hauptsächlich eine Beziehung zur Pulsamplitude, insbesondere aber zur Herabsetzuug des Minimalblutdrucks aufweist.