Die Histogenese der leprösen Granulation, insbesondere aber der Leprazellen ist noch immer nicht gelöst. Neuerdings wird die Vitalfärbung vielfach zur Differenzierung der Zellen angewendet, da bestimmte Körperzellen die Farbstoffe gern, andere dagegen dieselben gar nicht oder nur wenig aufspeichern. Auf Grund der Vitalfärbung hat der Verfasser die folgenden Versuche gemacht, um durch sie experimentell zur Lösung der Genese der Leprazellen beizutragen. Es wurden bei Leprakranken, bald Injektionen mit den Farbstoffen selbst unmittelbar in die Lepraknoten, bald an den leprösen Geschwüren Umschläge mit den Farbstofflösungen vorgenommen. Als Farbstoff wurde hauptsächlich 1%ige Lithionkarmin- oder Trypanblaulösung benutzt. Es wurde aber manchmal auch Tusche nach der Vorschrift von Chuma und Gujo ebenfalls in die Knoten eingespritzt. Die Zahl der Injektionen und Umschläge schwankte dabei zwischen 8 und 15. Am zweiten oder dritten Tage nach der letzten Behandlung wurden die Herde zum Zwecke der histologischen Untersuchung exzidiert. Die Ergebnisse dieser Forschung lassen sich, wie folgt, zusammenfassen. Die Leprazellen speichern die Vitalfarbstoffe in ausgeprägter Weise, wobei die Vakuolen frei bleiben und die Farbstoffgranulae besonders an der Peripherie der Zellen auftreten. Dieses ausgesprochene Speicherungsvermögen der Leprazellen und ihre Fähigkeit, in starkem Masse die Leprabazillen zu phagozytieren, entsprechen genau den schon wohl bekannten Eigenschaften der histiozytären Zellen. Erinnert man sich andererseits der Tatsache, dass die leprösen Krankheitsprozesse mit Vorliebe in der Umgebung der Gefässe, Schweiss- und Talgdrüsen ihren Ursprung nehmen, wo sich normalerweise die Histiozyten in grosser Menge befinden, so ist es höchst wahrscheinlich, dass die Leprazellen histiozytärer Natur sind. Es sei hier bemerkt, dass sowohl bei der Karmin- als auch der Trypanblauinjektion die Farbstoffspeicherungsfähigkeit der Leprazellen je nach der Stelle dem Grade nach sehr variabel ist. Anders verhält es sich indessen mit den Karminumschlägen: Die Farbstofflösung dringt bei diesen ziemlich tief ins Gewebe ein und wird von den Leprazellen in verhältnismässig gleicher Weise aufgespeichert (Fig. im Text), wie es bei intravenöser Anwendung der Vitalfarbstoffe beobachtet wird. Nebenbei sei auch hinzugefügt, dass Tusche zu diesem Zwecke prinzipiell ungeeignet ist, da die Fähigkeit der Zellen, welche die Tusche in sich aufnehmen, jetzt nicht nur als Speicherung, sondern mehr als Phagozytose der mikroskopisch kleinen Körnchen aufzufassen ist, was gerade bei den Versuchen des Verfassers in die Erscheinung trat. Bei vergleichender Untersuchung mit den anderen Vitalfarbstoffen kann sie jedoch in gewisser Hinsicht von Nutzen sein.