Bei 10 gesunden und 44 verschieden kranken Menschen habe ich mittelst der Rehfuss'schen Magensonde sowohl den Nüchterninhalt als auch die Inhaltsproben fraktioniert, von 10 zu 10 Minuten, nach dem Probetrunk von 200 ccm 3% iger pufferfreien Alkohollösung ausgehebert und Untersuchungen der Menge, der freien Salzsäure mit Dimethylgelb und auch der gesamten Acidität mit Phenolphthalein nach der bekannten Weise angestellt. Der nüchterne, gesunde Magen enthielt immer eine mehr oder weniger grosse Menge Flüssigkeit, wenn auch sie sehr selten mehr als 60 ccm betrug. Der Inhalt zeigte durchschnittlich 27.5 Aciditätsgrade, weder Milchsäure- noch Stärkereaktion und war in vielen Fällen von Schleim beigemischt. Der Duodenalrückfluss war etwa in 60% der gesamten Fälle erkenbar. Die sekretorische Tätigkeit des Magens können wir natürlich nicht durch die Untersuchung des Nüchterninhalts allein beurteilen, da es manch solche Fälle gaben, bei welchen man die Hyp- oder Anacidität im Nüchtern, aber die Acidität mässigen Grades nach der Probefrühstückeinnahme fand; aber kommt doch der Untersuchung des nüchternen Magens oft eine sehr erhebliche diagnostische Bedeutung zu, weil z. B. etwa die Motilitätsstörung des Magens ja gerade dadurch, wie besonders durch die Untersuchung der Stärkereaktion im Nüchtern inhalt, in viel erheblich deutlicher und einseitiger Weise als durch die Untersuchung des Mageninhaltes nach dem Probefrühstück nachgewiesen wird. Bei fraktionierter Ausheberung nach dem pufferfreien Alkohol-Probetrunk lagen die Titrationskurven mit Dimethylgelb sowie mit Phenolphthalein beim normalen Magen nahe beinander; bis etwa zu 50 Minuten, wo gewöhnlich das Maximum des Aciditätsgrads erreicht zu werden pflegte, betrug der Abstand der beiden Titrationskurven, der ja die Grösse der Pufferung erkenntlich machen soll, etwa 3 bis 15 Aciditätsgrade. Den grösseren Kurvenabstand, und zwar weit über 40 Grade, zeigten all die 10 Fälle von Magenkarzinom; abgesehen von sowohl 2 Fällen mit der schweren Pylorusstenose, bei denen infolge der grossen Verdünnung durch die retinierten Flüssigkeit die sonst charakteristische Pufferung nicht voll zum Ausdruck kommen konnte, als auch 3 Fällen mit ziemlich hochgradiger Beimengung von Galle und Schleim, gehörten 4 von den übrigen Fällen dem sog. zweiten Typ nach Heilmeyer und Grauhner, als den Titrationswert für Phenolphthalein 20 bis 40 Grade, als den für Dimethylgelb- 10 betragend, und eins dem sog. ersten Typ, je 15 bzw. -45 betragend, an, und bei diesen 5 Fällen wurde gegen Heilmeyer und Graubner immer die Milchsäure bewiesen. Bei Ulcus ventriculi wurde trotz der Superaciditätskurve doch eine abnorm grosse Pufferung gefunden, die hier wohl dem beigemischten Blut zuzuschreiben war. Bei übrigen hyper-, hyp- und anaciden Magenkranken konnten wir keine charakteristischen Pufferungskurven bekommen. Die Pufferungskurve des Magens scheint also für die Diagnose von gewissen Magenkrankheiten, und zwar dabei eher mehr für die Beurteilung ihres Verlaufes als für ihre funktionelle Diagnose, von grosser Bedeutung zu sein. Und für die Aciditätskurvenuntersuchung ist der Alkohol-Probetrunk viel geeigneter, als das Ewald-Boas'sche Probefrühsück, nur abgesehen davon, dass beim ersteren viel mehr häufiger der Duodenalrückfluss stattfindet, wie er bei meinen Versuchen in 83.4% der gesamten Fälle der Fall war.