Es ist schon durch die Forschungen mehrerer Autoren (Rumpf, Bertin, Bingel, Buchner, Klemperer und Mathes etc.) bekannt, dass Serum und Vaccin eine therapeutische Wirkung auf infektiöse Erkrankungen haben.
Im Jahre 1916 erzielte Schmidt durch die Milch-injektion bei acuten infektiösen Erkrankungen gute Erfolge und fasste von dem Gesichtepunkte aus, Bass viele Eiweisskörper, Vaccin, Serum und Milch in der Grundlage die gleiche Wirkungsweise haben, die Therapie mit allen diesen Mitteln unter dem Namen “unspezifische Eiweisskörpertherapie” zusammen. Nukleinsäure, Terpentin, Kochsalzlösung, Röutgenstrahlen, Methylenblau, Aderlass (Bier und seine Mitarbeiter), Schwermetallkolloide (Luethelen) u. a. gehören auch unter diese Kategorie.
Die durch diese Reizkörper hervorgerufenen Erscheinungen sind trotz der Verschiedenheit des gebrauchten Mittels fast gleich; man kann sie in allgemeine und lokale Erscheinungen scheiden. Dabei sind unter anderen die morphologischen, biologischen und serologischen Veränderungen im Blute wie auch die Temperatursteigerung ausgezeichnete Reaktionen. Die phagozytierende Funktion der Leukozyten, ein bemerkenswerter Vorgang im Blute, ist seit Metschnikoff von mehreren Autoren bearbeitet worden, und die Steigerung derselben bei der Reizkörperinjektion wurde ebenfalls schon von vielen Seiteu nachgewiesen: in der Gegenwart geht der Schwerpunkt im Urteil über die Wirkung der Reizkörpertherapie mehr von der morphologischen Seite zu der funktioneller, wie Phagozytose, über.
Jedenfalls ist es ebenso leicht anzunehmen, dass die Vitalität der Leukozyten durch die Reizkörperinjektion gewissermassen beeinflusst wird.
Verfasser hat Kaninchen in 2 Gruppen geteilt; bei der ersten Gruppe hat er Caseosan 0.1 ccm per Kopf oder 0.1 ccm pro. kg. nur einmal injiziert und nach je 3 oder 4 Tagen die Leukozyten-vitalität untersucht; bei der anderen bat er am ersten Tage 0.01 ccm per Kopf oder 0.01 ccm pro. kg., und dann täglich je 0.01 ccm im gauzen oder 0.01 ccm pro. kg. zunehmend, insgesamt je 10 mal injiziert und ebenfalls nach je 3 oder 4 Tagen die Leukozyten-vitalität untersucht.
Die Resultate sind folgende:
1) Das Körpergewicht nimmt immer in leichtem Grade ab.
2) Die Körpertemperatur bleibt stets unveräudert.
3) Rote Körperchen und Hämoglobin vermindern sich im allgemeinen anfangs leicht, kehren aber bald nach der Einstellung der Injektion zum anfanglichen Wert zuräck.
4) Was die Leukozytenzahl betrifft, so verhält sie sich in den beiden obengenannteu Gruppen je, wie folgt: bei der ersten zeigt sich keine sehr deutliche Veränderung, bei der zweiten zeigt sich im Anfang eine allmähliche Zunahme, vom 4 ten oder 5 ten Tage ab jedoch eine Abnahme.
5) Das Leukozytenbild zeigt noch ausgeprägtere Veränderungen: die einmal injizierten Fälle neigen anfangs zur Neutrophilie, kehren in 3 oder 5 Tagen aber zum anfänglichen Zustand zurück; die 10 mal injizierten Fälle neigen ebenfalls anfangs zur Neutrophilie, die aber vom 4 ten oder 5 ten Tage an trotz der Zunahme der Caseosanmenge allmählich in eine relative Lymphozytose Übergeht.
6) Die Vitalität der Leukozyten hält in den beiden Fällen länger an als bei nicht mit Caseosan vorbebaudelten Kaninchen. Die Zeit, die für die Kernfärbung durch die Seyderhelm'sche Lösung notwendig ist, ist fast ebenso lang wie bei nicht vorbereiteten Kaninchen.